Flaschko – der Mann in der Heizdecke
nach dem Comic von Nicolas Mahler
Fotos: Meyer Originals / meyeroriginals.com
Uraufführung Köln, 2017
Flaschko: Thomas Hackenberg
Flaschkos Mutter: Hella von Sinnen
Bühnenfassung & Regie: Christoph Gottwald
Dramaturgie & Assistenz: Karin Tornatzky
Musik: Arno Steffen
Kostüme: Elisabeth Kraus
Bühne: Christoph Gottwald
Verschanzt in einer elektrischen Heizdecke sitzt der Flaschko rund um die Uhr vor dem Fernseher und sieht keinen Grund, warum er diesen Zustand jemals verändern sollte.
Trotz seiner gesellschaftlich verpönten Existenzform ist Flaschko der unangefochtene Mittelpunkt im Universum seiner Mutter, die um ihn herum staubsaugt, wischt und feudelt. Gebeutelt von Likörsucht, Tablettenabhängigkeit und Putzwahn lotet sie tapfer ihre Möglichkeiten von kreativer Selbstverwirklichung aus und müht sich, die magere Rente durch niedere Lohntätigkeiten etwas anzufetten.
Mit den drei Flaschko-Bänden „Dämon Damenlikör“, „Die Staublunge“ und „Die Müllsekte“ gelang dem Wiener Zeichner und Comic-Autor Nicolas Mahler ein ganz großer Wurf.
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Höchst originell, immer lustig und niemals platt, in wunderbarer Balance zwischen ironischer Distanz und tiefer Liebe zu seinen beiden Protagonisten behandeln Mahlers „Sitzmelodramen“ die großen Themen Geburt, Liebe, Einsamkeit, Sucht, Existenzangst, Krankheit und Tod.
Die TV-Reality-Show „Schwiegertochter gesucht“ und Samuel Beckett – zwischen diesen Polen pendelt das Theaterstück „Flaschko – Der Mann in der Heizdecke“.
Kratochvil – eine panische Reise
nach dem Comic von Nicolas Mahler
Fotos: Claude Giger
Uraufführung: St. Gallen, 2003
Spiel: Pierre Cleitman, Philippe Minella
und Christan Schuppli
Regie: Marc Feld
Deutsche und französische Version
Dauer: 55 Minuten
ab 12 Jahren
Kratochvil arbeitet normalerweise im Büro einer Fabrik. Eines Tages findet er sich in einen kargen Wald versetzt. Seiner gewohnten Umgebung entrissen, ohne Beschäftigung, irrt er umher. Was ist mit ihm geschehen? Seine unfreiwillige Reise wird zum Albtraum. Doch am Ende findet er wieder zurück in seine Fabrik, und alles scheint, wie es war.
„In bedächtigem Tempo erzählt Pierre Cleitman die Episodenfolge nahezu im Originaltext und begleitet auf dem Akkordeon, während Christian Schuppli und Philippe Minella mit den aus Drahtgeflechten geschaffenen Objekten hantieren. Oft finden sie geniale Umsetzungen der zeichnerischen Vorlage und nutzen ihr sichtbares Agieren als zusätzliche Erzählebene. Ihr prägnantes Schwarz-Weiss-Theater mit seinen abgründigen Zwischentönen macht schmunzeln und klingt noch nach, auch lange nachdem Kratochvil wieder beruhigt an seinen Arbeitsplatz zurückgefunden hat.“ (Marlene Halter, Neue Zürcher Zeitung)
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„Ein Albtraum, der in den Wurmbau der Psyche führt, lakonisch und kindlich einfach erzählt für Nicht-mehr-Kinder. Ein Wagnis, das den Spielort neu definiert und für das Publikum interessant macht, das sonst Themen und Ausdrucksformen kaum im Figurentheaterr suchen dürfte.“ (St. Galler Tagblatt)
„[…] Cleitman als charmanter Erzähler und souveräner Akkordeonist, Schuppli und Minella als gewiefte Bühnenzauberer und meist stille Begleiter unseres Antihelden – ‚Kratochvil, eine panische Reise‘ ist ein Bijou von einem Theaterabend!“ (Anna Wegelin, Basler Zeitung)
Flaschko – Der Mann in der Heizdecke
Sitzmelodram nach dem Comic von Nicolas Mahler
Fotos: Helmut Pogerth
Uraufführung: Zürich, 2008
Mit: Pierre Cleitman,
Christian Schuppli, Kristin Vodusek
Regie, Stückfassung: Marc Feld
Idee, Figuren, Bühne: Christian Schuppli
Musik: Pierre Cleitman
Deutsche und französische Version
„Meinst du, ich soll den Empfänger meiner Organe wirklich kennenlernen, Flaschko?“ – „Ich weiss nicht recht, Mutter. Das könnte ihm den ganzen Spass an den neuen Organen vermiesen.“ Derart herzlich ist der Umgangston zwischen Flaschko und seiner Mutter. Was nicht verwundert, hat der erwachsene Sohn es doch nie geschafft, von zu Hause auszuziehen. Eingewickelt in eine Heizdecke, verbringt er seine Tage vor dem Fernseher. Die Mutter versucht, ihn zu einem Leben mit Freundin, Hobby et cetera zu bewegen, doch in Tat und Wahrheit ist es einzig die Sorge um den Sohn, die sie vor dem Absturz in ihre Alkohol- und Tablettensucht bewahrt.
„Vor dem Fernseher, der während der sechzigminütigen Vorstellung mit vom Publikum abgewandtem Bildschirm laufen wird, sitzt Flaschko (Pierre Cleitman) in einer Heizdecke. Auch die Mutter erscheint schon bald: als rund anderthalb Meter hohe Stoffpuppe mit Schal und buntem Hausfrauen-Überkleid (geführt von ‚Vagabu‘-Leiter Christian Schuppli). Doch die Ereignisse spielen sich nicht nur auf der Bühne ab, sondern wechselweise ebenfalls als Schattentheater. Dreidimensionale Drahtgebilde lassen Nicolas Mahlers minimalistische Comicfiguren − sie besitzen weder Augen, Ohren noch Münder − auf einer Leinwand verblüffend echt lebendig werden. Manchmal wechselt das Geschehen während einer Episode, von Mahler Sitzmelodram genannt, von der Bühne auf die Leinwand, manchmal erst bei deren Ende. Hier wie dort ist die Stimmung bedrängend, und gleichzeitig muss man lachen ob der Absurdität der ganzen Situation – etwa wenn Sätze fallen wie: ‚Die abgestandene Luft ist mein einziger Freund. Man hat ja schon einiges zusammen erlebt.'“ (Neue Zürcher Zeitung)
Längen und Kürzen
Hörspiel von Nicolas Mahler
Erstausstrahlung: 2007, Ö1 Hörspiel-Galerie
Sprecher: Erwin Steinhauer, Rupert Henning
Regie: Nikolaus Scholz
„Längen und Kürzen“ ist eine Abfolge überspitzter Dialoge, in denen Nicolas Mahler den Literaturbetrieb aufs Korn nimmt. Dabei kommt so ziemlich jede Gattung vor: Einmal präsentiert der Autor einen Roman, doch der ist zunächst zu lang geraten, beim nächsten Versuch jedoch wieder zu kurz. Längen, sagt der Autor, könne er jedoch rasch hineinschreiben, das Kürzen sei wesentlich schwieriger. Ein paar Szenen später bietet er statt seiner Romanversuche einen Krimi an. Der hat jedoch den etwas zweifelhaften Titel „Der Hamster kennt den Mörder“ und wird ebenso abgelehnt wie die frühzeitig verfasste Autobiografie.
Dafür, sagt der Verleger, sei der Autor noch zu jung, und außerdem kämen darin nur zwei oder drei bekannte Persönlichkeiten vor. Auch alle weiteren Versuche, das Theaterstück, die Sammlung mit Gedichten und erst recht der Band mit experimentellen Texten werden verworfen.
„In Nicolas Mahlers Stück, in der Regie von Nikolaus Scholz umgesetzt, wird aber keine Moralkeule geschwungen, die wird in diesem ‚langatmigen Kurzhörspiel‘ gar nicht erst ausgepackt. Und für den nötigen Unernst sorgt allein schon die Besetzung, die Scholz für dieses Projekt gewinnen konnte: Erwin Steinhauer spricht den Verleger, Rupert Henning den Autor.“ (http://oe1.orf.at/artikel/211979)
Flaschko – Der Mann in der Heizdecke
Hörspiel von Nicolas Mahler
Erstausstrahlung: 2006, Ö1 Hörspiel-Galerie
Sprecher: Vera Borek, u.a.
Regie: Nikolaus Scholz